GT läuft kalt nur auf einem Zylinder

  • Hallo Freunde,
    erstmal noch vielen Dank für eure Hilfe bei der Elektrik. Seit Ostern bin ich GT-Fahrer. Tüv mit Niederländischem Brief und Anmeldung war kein Problem. Die Elektrik funktioniert prima und auch der Gleichrichter von reichelt für 1,15 € lädt.


    Nun zum Problem: Die Maschine springt mit choke auf den ersten Tritt an, läuft allerdings nur auf dem linken Zylinder. Wenn ich dann losfahre, springt nach kurzer Anwärmphase auch der rechte Zylinder an. Unter 25oo Touren läuft die Maschine auch warm nicht wirklich rund. Bei 3000 Touren läuft sie sauber und hat auch Leistung.


    Ich habe neue Zündkerzen eingebaut, die Zündkerzenstecker vertauscht, im Vergaser die Leerlaufdüse durchgepustet - alles ohne Ergebnis. Kann es sein, dass der Choke für den rechten Vergaser verstopft ist? Oder hat der rechte Zylinder vielleicht zu wenig Kompression?


    Viele Grüße,
    Albrecht

  • Wenn der Vergaser ordnungsgemäß bedüst und mechanisch in Orndnung ist (auch das Startersystem!), ist es am wahrscheinlichsten, dass der Vergaserschieber rechts höher als links steht.
    Schon eine geringe Differenz sorgt dafür, dass der Unterdruck zwischen Schieber und Zylinder, der ja hauptsächlich für die Gemischaufbereitung bei gezogenem Choke zuständig ist, unterschiedlich ist und damit natürlich auch das Gemisch für jeden Zylinder.

    Du solltest also sicherstellen, dass die Schieber im Leerlauf auf gleicher Höhe sind, d.h. die gleiche Querschnittsfläche freigeben.
    Dafür mussen auf jeden Fall die beiden Bowdenzüge genügend Spiel haben, damit die Schieberanschlagschraube überhaupt wirken kann.


    Zum Einstellen der Schraube selbst kenne ich verschiedene Methoden, alle gehen jeweils von herausgedrehten Anschlagschrauben aus:


    1. Einen kleinen Bohrer von hinten unter den Schieber klemmen, dann kann man beim Eindrehen der Anschlagschraube sehr schön sehen, wann der Schieber öffnet. Dafür muss man allerdings die Verbindung Vergaser - LuFi abnehmen.


    2. Man kann auch bei abgenommenen Vergaserdeckel mit einem Finger fühlen, wann der Schieber beim Eindrehen der Anschlagschraube hochkommt.


    3. Am bequemsten ist es, die Schieberschrauben langsam einzudrehen, bis man merkt, wie der Schieber beim schnellen Gaszudrehen quasi auf die Schraube fällt - das kann man ganz gut merken, wenn man die Schraube zwischen den Fingern hat.


    Dann macht man das bei dem anderen Vergaser genauso und hat nun das "Nullmaß", von dem ausgehend die Schrauben jeweils um die gleichen Winkel verstellt werden. Dies funktioniert natürlich nur bei identisch gefertigten Vergaserteilen, bei mir hat es aber immer gut geklappt.


    Um nun festzustellen, ob dies Problem bei Dir überhaupt zutrifft, brauchst Du auch nur einmal die rechte Schraube meinetwegen eine Umdrehung hineinzudrehen, dann sollte sich da deutlich etwas tun - immer vorausgesetzt, beide Vergaser sind ordnungsgemäß bzw. identisch bedüst und mechanisch in Ordnung.


    Nach jedem Herumdoktern an den Vergasern solltest Du die ordentliche Synchronisation, d.h. das gleichzeitige Öffnen / Schließen der Schieber sicherstellen. Das wird ja üblicherweise gerne mit Unterdruckmessgeräten gemacht, klappt hier aber nicht, weil der rechte Vergaser keinen Unterdruckanschluss aufweist.


    Das Synchronisieren der Vergaser mache ich daher bei fahrbereiter Maschine wie folgt:
    Ich justiere die Einstellschrauben der Bowdenzüge am Vergaseroberteil nach dem Einstellen der Leerlaufhöhe so, dass die Bowdenzüge beim Gasgeben gleichzeitig auf Spannung kommen. Gewissenhafte Leute kontrollieren dann auch noch die Ölpumpeneinstellung.


    Eventuell ist damit auch das Warmlaufproblem unter 2500 rpm behoben, ansonsten musst Du da noch mal ran - Unrundlaufen oder übles Nachhacken im Schiebebetrieb sond diesem Motor fremd.


    Viel Erfolg


    Siegbert

  • Moin Siegbert,


    also meine T500 tritt im Schiebebetrieb im Moment nach, wie verückt. Wenn ich die Tage mal Zeit habe, werde ich sie mir mal vorknöpfen, ich habe irgendwie den Verdacht, daß die Kurbelwelle nicht genau 180° Versatz hat. Der Bock vibriert wie irre. Und die Kupplung fängt auch wieder an, ab ca. 5000/min zu rutschen. :nene:


    Gruß
    Dirk

  • Guten Morgen Dirk,


    so eine verdrehte KW wäre natürlich eine gute Erklärung für die angesprochenen "irren" Vibrationen, wobei Du bedenken musst, dass der 500er nicht unbedingt bekannt für vibrationsarmen Betrieb ist. Nicht umsonst haben Bastler schon versucht, die Aufhängung auf die wirksameren Dreizylindergummis umzubauen. Denkbar wäre so eine Verdrehung nicht nur durch unsachgemäßes Verpressen, sondern auch durch Fressen eines Zylinders.


    Eine mittig verdrehte KW dürfte aber keinen Einfluss auf das "Nachtreten" haben, es sei denn, dass der dann ja mindestens für einen Zylinder falsche Zündzeitpunkt dies verursacht. Aber mit solchen Effekten habe ich noch keine Erfahrungen sammeln können.


    Rutschende Kupplungen habe ich bisher immer mit neuen / anderen Reibscheiben und peniblem Reinigen der Stahllamellen beseitigen können. Vielleicht ist aber auch bei Deiner Kupplung irgendwo ein kleiner Grat o.Ä., der die Andruckkraft reduziert. Neue oder sogar verstärkte Federn waren bei mir noch nie nötig.


    Hoffentlich entdeckst Du bei Deinem "Vorknöpfen" den Fehler.


    Viel Erfolg


    Siegbert

  • Hallo Siegbert,


    ein gewisses Maß an Vibrationen lasse ich mir ja gefallen, aber das ist manchmal wie ein Ritt auf einer Rüttelplatte. Da ich eine Powerdynamo-Zündung drin habe, wäre eine verdrehte Kurbelwelle in Hinsicht auf den Zündzeitpunkt verheerend. Ich werde mal ne Gradscheibe ans Polrad tackern und mit der Uhr auf die Kolben messen. Wenn es das nicht ist, muß ich meinen Vergasern nochmal gründlich an die Wäsche gehen. Das Schieberuckeln ist bei meiner Kiste übrigens auch ziemlich stark.
    Kann aber noch etwas dauern, bis ich dazu komme, im Moment sind einfach zu viele Baustellen und nächste Woche darf ich noch 4 Tage beruflich in die Schweiz :kotz:..... Das passt mir überhaupt nicht. Aber es hilft nix, irgendwo muss die Kohle für die exzessive Schrauberei ja her kommen :tongue:


    Gruß
    Dirk

  • Guten Tag Dirk,


    seit der Umrüstung auf die Powerdynamo kannst Du natürlich nicht mehr den Zündzeitpunkt für jeden Zylinder individuell einstellen, jetzt liegt er, wie beim GT-Motor schon immer und ordentliche Fertigung des Magnetrades vorausgesetzt, genau 180 Grad auseinander.


    Aber so eine ähnliche Problematik war auch schon einmal bei der Dreizylinder-Zündung ein Thema.


    Letztendlich sollten die Wellen aber jeweils so genau gefertigt sein, dass ein für jeden Zylinder einzeln einstellbarer Zeitpunkt gar nicht erst erforderlich ist, zumindest nicht, solange ansonsten gleiche Vorausetzungen für alle Zylinder herrschen (man denke nur an den wegen des störenden Ölkühlers um ein paar Grad zurückgenommenen Zeitpunkt des dritten Zylinder des früheren Käfermotors, da war der Nocken doch tatsächlich unsymmetrisch geschliffen um dies hinzubekommen...).


    Was die Schweiz betrifft, so wäre ich froh, wenn mein Arbeitgeber mich für ein, zwei Tage dort hin schickte, dann könnte ich mich wieder mit dem Jahresbedarf an Meringues (hier auch Baiser genannt, dort aber unvergleichlich leckerer) eindecken.


    Viele Grüße


    Siegbert

  • Hallo Siegbert,
    habe gestern die Vergaser unter die Lupe genommen und sie waren alles andere als synchron eingestellt. Das ist jetzt alles wieder top, aber das Problem ist nicht aus der Welt: Bei kaltem Motor läuft der rechte Zylinder nur teilweise mit und dann auch noch sehr ruckig. Ich tippe unterdessen auf mangelnde Kompression. Die Maschine habe ich im Herbst vergangenen Jahres gekauft. Es war eine alte, nicht zu Ende geführte Restaurierung. Dabei ist der Motor neu gelagert und abgedichtet worden. Das macht auch alles einen guten Eindruck: Alles ist dicht und das Getriebe lässt sich butterweich schalten.
    Bevor ich die Zylinder abnehme: Macht es Sinn mit einem Gerät die Kompression zu messen? Wo bekommt man solch ein Messgerät?


    Viele Grüße,
    Albrecht

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