Ich war mit meiner GT250 anlässlich ihres 50. Geburtstags vor einem Monat beim TÜV.
Nachdem sie nach der Winterpause tatsächlich, wie eigentlich gewohnt, auf den ersten Tritt auf den Kickstarter angesprungen ist und auch gut lief, beschloss ich spontan und ohne Voranmeldung mit ihr zum TÜV zu fahren. Vorher hatte ich noch kurz das LED-Leuchtmittel des Rücklichts gegen eine herkömmliche Glühbirne getauscht und dabei festgestellt, dass der von mir vor vielen Jahren nachgerüstete Bremslichtschalter (das 74er Modell hatte ursprünglich noch keinen) am Handbremshebel nicht richtig funktionierte - also schnell noch die Kontakte gereinigt und los ging’s.
Die freundliche Dame am Empfang hatte mich zwar auf eine längere Wartezeit, da ohne Termin, eingestimmt, aber schon nach 15 Minuten kam ein Prüfer auf mich zu und meinte freudestrahlend „ Ah, endlich mal anderes - etwas, was Rängtängtäng macht“. Er hat die Suzuki zunächst betrachtet und gefragt ob ich die selbst restauriert hätte. Ich hatte wahrheitsgemäß geantwortet, dass sie sich immer noch im originalgetreuen und unrestaurierten Zustand befindet (ich kann das auch gut behaupten, denn ich war Erstbesitzer, habe sie nach 10 Jahren an einen Bekannten verkauft - der sie kaum gefahren hatte - und nach ein paar Jahren wieder zurückgekauft). Die Spuren der 50 Jahre (die Suzuki war in der Anfangszeit ja mein erstes Fahrzeug und wurde auch bei Schnee und Eis gefahren - später natürlich dann nicht mehr) hat er natürlich auch gesehen, aber empfand sie als vernachlässigbar. Er hat mir dann von seiner 250er Yamaha erzählt, die er in jungen Jahren hatte und auch von schönen Dreizylindern - ich dachte da erst an Suzuki oder Kawasaki, aber er meinte wohl Triumph - also keine Zweitakter. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten beim Antreten (hatte ich bei vorherigen TÜV Besuchen auch schon anders erlebt) und kam grinsend von der Probefahrt zurück. Er lobte das sehr gute Fahrverhalten (hätte er selten bei so alten Zweirädern) sowie die wunderbar dosierbare und gut ansprechende Bremse.
In der Halle hat er noch ziemlich genau Speichen, Lenk- und Schwingenlager sowie die Beleuchtung überprüft , die Metzeler Reifen (Block C am Hinterrad erkannt!) und ihre Größe gecheckt, wollte die ABE zur Stahlflex Bremsleitung sehen, usw. - also er hat schon richtig geschaut.
Als er mir den Prüfbericht in die Hand gedrückt hat, haben wir sogar noch ein bisschen gefachsimpelt. Es war ein ziemlich angenehmer TÜV-Besuch und erst zuhause habe ich im Prüfbericht unter Punkt (10) Hinweise gesehen, dass er den Zustand der GT250 sogar gelobt hat - was mich auch ein bisschen stolz macht (das aber auch ein Verdienst von Suzuki ist, denn das Ding ist pflegeleicht).
Achso - nein, Seitenständer habe ich keinen. Der wurde 1974 an die deutschen Modelle nicht angeschraubt, ich habe ihn aber tatsächlich auch nur äußerst selten vermisst.
Grundsätzlich freue ich mich zwar auf die nächsten 50 Jahre mit der GT250 - ich werde das aber nicht mehr erleben, sie evtl. schon. Aber ein paar TÜV Zyklen schaffe ich vielleicht noch mit ihrefce501e-8836-459c-af36-7077b377e341.jpeg.
Christoph