Meine Herrn, da haben wir jetzt aber eine herrliche babylonische Sprachverwirrung.
Also, Zylinder werden erst mal grundsätzlich nicht geschliffen, sondern gebohrt, um eine exakte Geometrie herzustellen. Das sollte man sich jetzt aber nicht so vorstellen wie mit einem Spiralbohrer, sondern als eine sehr stabile, sich drehende sogenannte Bohrstange mit einer(!) Schneide. Auf einer speziellen Maschine, dem Zylinderbohrwerk. So - und nur so - lässt sich in vertretbarer Zeit eine wirklich geometrisch exakte zylindrische Bohrung mit einer Maßgenauigkeit weit unter einem hundertstel Millimeter herstellen. Das Honen dient dann nur noch zur Aufbringung eines Kreuzschliffes in der Bohrung, der das Öl an der Zylinderwand halten soll. Der Materialabtrag beim Honen ist im Idealfall fast null. Das Maß muss nach dem Bohren passen.
Honen ist also im weitesten Sinne das "Schleifen" des Zylinders. Setzt aber eine perfekt runde Bohrung voraus, da es immer der vorgegebenen Bohrungskontur folgt. Durch Honen bekommt man keinen eierigen Zylinder wieder rund. Das schließt sich prinzipbedingt aus, weil die sog. Honsteine auf der Honahle beweglich gelagert sind.
Läppen hat im Motorenbau überhaupt gar nie nix zu suchen, weil das einfach beschrieben die optimale Anpassung zweier Geometrien zueinander beschreibt und Flächen mit sehr geringer Rauhtiefe erzeugt. Diese wäre im Motor bzw. Zylinder absolut kontraproduktiv, weil sie nur sehr schlecht Öl hält.
Angewendet wird es, wie Martin schon richtig bemerkte, im Werkzeug- und Lehrenbau.
Weiterhin sollte man sich mal zum besseren Verständnis den Verschleiß des Zylinders genau anschauen. Ganz oben, wo die Kolbenringe nicht hin kommen, passiert praktisch nix. Da sitzt nur mehr oder weniger viel Ölkohle und verdeckt eigentlich immer ein perfektes Honbild.
im Laufbereich der Ringe findet dann der eigentliche Verschleiß statt. Hier wiederum gut zu sehen rund um den Auslass, wo die Ringe beim erreichen der Kanalfläche leicht auffedern und dann wieder einfedern, wenn sie die andere Kanalkante erreichen. Das Ganze einmal in jeder Richtung pro Umdrehung. Hier ist dann das saubere Kantenbrechen der Kanäle extrem wichtig, damit es nicht zum Ringbruch kommt. An den Überströmern findet das ähnlich, aber aufgrund der geringeren Kanalbreite in geringerem Umfang statt.
Im unteren Bereich der Bohrung ist es hauptsächlich das Kolbenhemd, das verschleißt, im Laufe der Zeit kippt der Kolben immer mehr und auch die Bohrung wird hier mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Ein verschlissener Zylinder ist also alles, nur kein geometrischer Zylinder mehr.
Fazit: Ich kann durch honen in einen eierigen Zylinder durchaus wieder einen Kreuzschliff einbringen, ändere aber nichts an der verschlissenen Kontur. Meist wird dann auch viel zu viel im Zylinder rumgehont, um auch ja den Schliff auf die komplette Fläche zu bekommen und dabei viel zu viel Material abgetragen.
Einen exakt runden Zylinder für einen neuen Kolben oder neue Ringe bekomme ich nur durch bohren.
Gruß
Dirk