GT 750 zum Laufen bringen...

  • Siehe Zeichnung der Wartburgwelle.

    Auf den Kurbelzapfen, -an den Dichtstellen-, gibt es Nuten, In den Nuten sitzen die Kolbenringe. Im Kurbelgehäuse sitzen fest Ringe (11) mit zylindrischer innen Fläche/Bohrung. In dieser Bohrung steckt der Kolbenring (=Rechteckring, 12) auf Spannung, seitlich beweglich/verschiebbar.

    Wenn die Welle rotiert, steht der Kolbenring still, Die Nut auf dem Hubzapfen rotiert um den Ring herum. Der Kolbening richtet sich dabei automatisch aus, sodaß er die Seitenflächen in der Nut nur minimalst berührt. Es wird so praktisch ein Labyrinth erzeugt.

    Die Nuten sind in in den Kurbelzapfen, bzw. vorne in einem Teil der Keilriemenscheibe (welche auch als Drehschwingungsdämpfer ausgeführt ist. links im Bild).

    Bei den inneren Dichtungen gibt es je einen Kolbenring/Rechteckring, bei den äußeren je zwei. Material der Ringe ist Grauguß.

    ....könnte man denn die Wartburgkurbelwelle als technische Meisterleistung bezeichnen???


    Gab es Vergleichbares im Westen???

    ca. 1400 Beiträge futsch...und tatsächlich Mitglied seit Oktober 2011
    :heuldoch:
    also auf ein Neues...wir lassen uns nicht unterkriegen...


    Gruß Klaus

  • Aber um die Ringe auf die Welle zu bekommen, muß ich sie dann doch zerlegen oder sind die Ringe zwei Hälften.

    die Rechteckringe/Kolbenringe sind einteilig. Sie werden wie Kolbenringe in die Nuten auf den Kurbelzapfen eingebaut, bevor die Welle zusammengebaut wird. Auch die Dichtringe, welche nachher fest im Kurbelgehäuse sitzen, werden vorher auf die Kurbelzapfen bzw. die Kolbenringe geschoben.

    Nur allein wegen defekter Dichtungen muß so eine Welle jedenfalls niemals überholt werden, die sind immer weiter verwendbar, da sie praktisch nicht verschleißen.

  • Auch die DKW-Wellen (zumindest die Dreizylinderwellen, bei den Zweizylindern weiß ich es nicht), waren wie die Wartburgwellen gearbeitet, was ja auch nicht weiter verwundert, wenn man weiß, dass die beiden Firmen aus einer - nämlich DKW - hervorgingen und als Ergebnis des zweiten Weltkrieges geteilt wurden, wobei die Namensrechte in der BRD verblieben.

    Übrigens rüstete seinerzeit (in den 70-ern) Heinz Odörfer neben anderen Wohltaten (4-Scheiben-Kupplung, Messerpleuel, Zweivergaser, etc.) die Adler-Twins auf zwei Mittellager und Labyrinthringe um. Für diese schöne Arbeit rief er meiner Erinnerung nach 250 DM auf (hätte ich damals machen sollen, war eine schöne technische Lösung).

    Darüberhinaus waren aber sowieso alle Kurbellager und -Dichtungen der Twins ohne Auseinanderpressen der Welle dank Hirthverzahnung zu tauschen - eine teuere aber technisch perfekte Lösung.

    Der (späteren) Weltfirma Yamaha war das natürlich viel zu teuer, sie kopierten zwar den Motor, aber "vergaßen" die Hirthverzahnung...


    Liebe Grüße

    Siegbert

  • Noch ein kleiner Einwurf hinsichtlich des Wartburgs. Die Konstruktion basiert zwar auf den DKW Modellen, aber das Werk in Eisenach waren die ehemaligen Dixie später BMW Werke. So wurden dort nach dem Krieg EMWs als Weiterbau die alten 328? BMWs gebaut. Die Heimat der DKWs war Sachsen und dort wurde der Trabant gebaut. Wobei der im Werk Zwickau, dem alten Audi Werk gebaut wurde, was aber zu DKW gehörte, die in Zschopau produzierten. Aber ab 31 waren DKW, AUDI, Horch und Wanderer alle unter einem Dach in der Auto Union.


    Sorry für den kleinen, nerdigen Exkurs.

    Büffel ist einzig, aber nicht artig

  • Markus,

    vertikale Teilungen in dem landläufigen Sinne hatten die Adlermotore (>150ccm) nicht, sie verwendeten Tunnelgehäuse, bei denen dann allerdings die Lagerdeckel (vertikal) abgedichtet werden mussten.

    Von außen hat der Motor keinerlei Trennfuge(n), von dem Getriebe- und LiMa-Deckel natürlich abgesehen.

    Das hat für den Schrauber den großen Vorteil, dass man für keinerlei Arbeiten am Motor oder am Getriebe (außer am Gehäuse selbst) den Motor aus dem Rahmen nehmen muss. Dies war sicherlich nicht die Intention der Adlerleute, ist aber für den (Selbst-)Reparierer eine angenehme Eigenschaft, auch wenn sich der Zusammenbau des Getriebes etwas fummelig darstellt.

    Und dann ist da eben noch die Überholung der Kurbelwellen mit Haushaltmitteln, von dem erforderlichen KW-Schlüssel zum Lösen der Hirthverzahnung abgesehen.

    Sobald natürlich das Pleuellager hinüber ist, muss man (zumindest ich) doch wieder auf professionelle Hilfe zurückgreifen.

  • Hallo,

    Von mir gibt's mal ein Lagebericht: Der Motor ist soweit auseinander, muss ihn morgen nur noch teilen. Ging soweit ganz gut bis auf die blöden Kreuzschlitzschauben..., keine Chance ohne Schlagschrauber. Der Block war wohl vor Kurzem erst auseinander, die (Suzuki) Kolben sehen aus, wie neu und die Zylinder haben frische Honspuren. Allerdings haben sie Nullmaß, nicht das versprochene 1. Übermaß. Laufspiel hab' ich noch nicht gemessen, will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen...

    Die KW- Simmerringe sind schwarz, also vermutlich noch die ersten, das Gehäuse wurde auch noch nie geöffnet, denke ich. Natürlich ist auch noch das Nylonrad drin und klar ist's gerissen am Schaft.

    Am Wochenende geht meine Welle dann nach Recklinghausen zum Instandsetzen und der Wiederaufbau kann beginnen.

    Soweit der Stand, bin gespannt, wie die Simmerringe morgen aussehen.

    Grüße Andreas

  • Messe die Zylinder nach, wenn die nur gehont wurden sehen die gut aus , mehr aber oft nicht. Neue Kolben bei Cruzinimage sind nicht teuer , lohnt sich aber auf jeden Fall.

    ...werd' ich machen müssen und erwarte nichts Gutes.

    Die Kurbelwelle ist jetzt ausgebaut und das ganze Debakel ist sichtbar. Der Simmerring zwischen dem mittleren und linken Zylinder hat gut 5mm Luft auf dem Lagersitz, die Reste der Feder liegen im Kurbelgehäuse. Der rechte Zylinder ist gesund, mein "Durchpuste - Test" war doch aussagekräftig.


    Grüße Andreas


    20250227_135513.jpg

  • ...na da war's aber höchste Zeit....

    ca. 1400 Beiträge futsch...und tatsächlich Mitglied seit Oktober 2011
    :heuldoch:
    also auf ein Neues...wir lassen uns nicht unterkriegen...


    Gruß Klaus

  • Ölkohle im Kurbelgehäuse Zylinder 1 und 2 bei 3 nix ? Auspuffproblem ?

    ....könnte das nicht auch durch eindringendes Getriebeöl verursacht werden???

    ca. 1400 Beiträge futsch...und tatsächlich Mitglied seit Oktober 2011
    :heuldoch:
    also auf ein Neues...wir lassen uns nicht unterkriegen...


    Gruß Klaus

  • Moin, die Ölkohle mittig und links habe ich auf den defekten Simmerring zwischen den beiden Zylindern zurückgeführt. Mein Gedanke war, dass dadurch Abgas zurückgedrängt werden konnte (wegen geringer Vorverdichtung im Kurbelgehäuse) und "zwischen" den Zylindern auch noch ausgetauscht wurde.

    Was hältst Du von meiner Theorie?

    Die Auspüffe haben zumindest Durchgang, brenne sie aber vorm Zusammenbau noch aus.

    Gestern habe ich den Rumpfmotor wieder zusammengebaut, hab eine prima Kurbelwelle aus Recklinghausen zurückbekommen und der Preis war auch top! Kommende Woche schaue ich mir Kolben und Zylinder genauer an, da erwarte ich dann die nächste Baustelle.

    Grüße Andreas

  • Moin,

    wenn, dann dürfte das durch blow-by verursacht worden sein. Verschlissene Kolben und Ringe, die zu viel Verbrennungsgase durchlassen. Dass die Abgase es durch die Überströmer gegen die Frischgase wieder bis ins Kurbelgehäuse schaffen, halte ich für ausgeschlossen. Dann dürfte der Motor nicht mehr laufen.

    Gruß

    Dirk



    Über 1000 Beiträge, alle weg :klo:
    Dann eben von vorne........scheiß drauf :grinning_squinting_face:

  • Moin,

    wenn, dann dürfte das durch blow-by verursacht worden sein. Verschlissene Kolben und Ringe, die zu viel Verbrennungsgase durchlassen. Dass die Abgase es durch die Überströmer gegen die Frischgase wieder bis ins Kurbelgehäuse schaffen, halte ich für ausgeschlossen. Dann dürfte der Motor nicht mehr laufen.

    Hallo Dirk, meine Theorie "Abgase durch die Überströmer" ist schon gewagt. Es kann jedoch je nach Drehzahl sogar ein Sog vom Nachbarzylinder entstehen, der den Effekt durch den defekten Simmerring begünstigt.

    Getriebeöl wurde nicht angesaugt denke ich, das wäre nur bei Undichtigkeiten zwischen Mitte und Rechts möglich.

    Bei blow - by sollte auch an den Kolben etwas zu sehen sein, doch die waren wie gesagt neuwertig. Wer weiß, wie alt die Ablagerungen im Gehäuse schon sind und was dazu führte, es wurde offenbar noch nie geöffnet.

    Gelaufen ist der Motor im Standgas nicht kernig, heute weiß ich, dass die beiden Zylinder mitte und links wohl vom Rechten mitgenommen wurden. Die Gasannahme war "teigig und zäh", anfahren ging nur mit schleifender Kupplung. Ab 2500 Umdrehungen war das Ding nicht mehr zu halten- wirklich, und drehte willig hoch.

    Um zu sagen, welchen Effekt der defekte, besser gesagt nicht mehr vorhandene Simmerring bei welcher Drehzahl hat, dafür fehlt mir die Erfahrung mit diesen Motoren. Da wäre ich für Eure Meinung dankbar.

    Schönen Sonntag

    Andreas

  • Naja, warum verbrennt Öl mit einem Flammpunkt der extrem hoch ist, davon ausgegangen das es Getriebeöl war ? Das Kurbelgehäuse hat vielleicht 60 Grad.

    Ich habe schon gesehen das es Ölkohle bis zur Membrane am Einlass und sogar in Überstom - Kanäle geschafft hat, warum auch immer.

    Undichte Kolbenringe sind da bestimmt auch nicht hilfreich, da müsste es aber auch in Zylinder 3 sein, denke der war bestimmt auch nicht besser. Ich würde auf jeden Fall den Grund dafür suchen.

  • Moin,


    ich hatte schon mal die gleiche Situation beim Büffel. Der Siri zwischen linkem und rechtem Zylinder war nur noch in Teilen vorhanden. Der Bock sprang mit einigem orgeln auf dem rechten Zylinder an und ab einer gewissen Drehzahl kamen dann die beiden anderen nach und er ging ab wie ein Zäpfchen.

    Ich kann mir das nur so erklären, dass da grundsätzlich durch den defekten Dichtring die Vorverdichtung fehlte und der Druck jeweils zum Nachbarzylinder stiften ging. Irgendwann wird dann die Geschwindigkeit der Gaswechsel mit steigender Drehzahl so hoch, dass der Austausch zwischen den Zylindern kaum noch stattfindet und das Moped fast normal läuft.

    Gruß

    Dirk



    Über 1000 Beiträge, alle weg :klo:
    Dann eben von vorne........scheiß drauf :grinning_squinting_face:

  • Da fällt mir gerade nicht,s dazu ein . Das ist ja schon extrem wie stark das Öl dort verbrannt ist. Warum nicht an Zylinder 3 ? Motorenöl oder auch Getriebeöl verursacht extreme Ablagerungen beim Verbrennen , nur warum ist das dort verbrannt. Bei meinem Bruder waren die Simmeringe so hart das die zerbrochen sind und ganze stücke im Kurbelgehäuse lagen, die sogar die Kurbelwelle blockiert haben. Aus dem Grund hatte der die auch sehr günstig bekommen, weil die halt von einem Fest gefahrenen Motor ausgingen. Aber solch Ablagerungen waren da keine. Ob der Simmerring zum Getriebe noch dicht war, keine Ahnung. Sahen die Lager auch so aus ?

  • Also ich würde die Sache mal ganz andersherum angehen: mich wundert eher der klinisch saubere Kurbelraum auf der rechten Seite! Also ich habe schon einige etwas länger gelaufene Motoren aufgemacht und bräunliche Verbrennungsrückstände waren da eher die Regel als die Ausnahme. Wenn die Kurbelkammern völlig sauber waren war der Motor wenig gelaufen, aber dann waren alle sauber, nicht nur eine!

    Für mich sieht das eher so aus, als ob da die rechte Kurbelkammer massiv durch darin gesammelten frischen Kraftstoff gespült wurde.....!


    Gruß


    Karl

  • Karl, das hört sich plausibel an...ich kann euch mal ein Bild von meiner GT550 mit knapp über 50 Tkm zeigen...hab ich anlässlich der Motorrevision und KW Überholung gemacht...Kolbenspiel an allen 3 Zylindern noch knapp unter der Verschleissgrenze...da sehen jedenfalls alle 3 Kurbelkammern ähnlich aus und einer oder beide (? weiß ich nicht mehr) der mittleren KW-Simmerringe war zerfetzt die Suzi lief aber vorher noch anstandslos, mal abgesehen von etwas Rauchentwicklung...


    IMG_0596.jpg

    ca. 1400 Beiträge futsch...und tatsächlich Mitglied seit Oktober 2011
    :heuldoch:
    also auf ein Neues...wir lassen uns nicht unterkriegen...


    Gruß Klaus

  • Ja genau Klaus, genau so sieht das meist aus! Wenn man sich die "saubere" Kurbelkammer auf dem Bild genau anschaut, dann sieht man noch Reste von Ölkohleverkrustungen Diese Kurbelkammer hat nmM. bis zu einem bestimmten Ereignis genau so ausgesehen wie die beiden Anderen, was das für ein Ereignis war, darüber kann man nur spekulieren. Wie bereits angedeutet, kann es sich eigentlich nur um Spritauswaschung handeln, ich gehe nicht davon aus, dass WD40 angesaugt wurde :winking_face: !

  • ...im Nachhinein betrachtet ist eine derart saubere Kurbelkammer wirklich verwunderlicher als die verkokten. Ich hab' das so hingenommen, weil dieser Kurbelraum ja als einziger dicht war, danke also für den Hinweis.

    Das Dumme ist, dass ich nichts über die Vergangenheit des Motorrades weiß, mein Vorbesitzer hatte es 4 Jahre in seiner Sammlung stehen und ist keine 50km damit gefahren, ich bin ganze 8km "gefahren" bis ich merkte, "da stimmt was nicht..."

    Als ich es kaufte, liefen sofort der linke und mittlere Vergaser über, also die schmuddeligen Kurbelkammern. Das hat nur nichts zu sagen, es wurden zum Verkauf sicherlich andere äußerlich aufgehübschte Vergaser aus irgendeinem Fundus montiert. Es ist also gut möglich, dass die rechte Kammer früher mal geflutet war.


    Grüße Andreas

  • .

    Die Kurbelwelle ist jetzt ausgebaut und das ganze Debakel ist sichtbar. Der Simmerring zwischen dem mittleren und linken Zylinder hat gut 5mm Luft auf dem Lagersitz, die Reste der Feder liegen im Kurbelgehäuse. [/attach]

    Irgendwie kommt mir das bekannt vor ... :kratz:

    Hier könnte Ihre Werbung stehen

  • Hallo zusammen,


    bei mir soll am Wochenende die Zylinderbank wieder montiert werden. Wenn ich mir die Beiträge hier zum Thema Undichtigkeiten durchlese, komme ich ins Grübeln.

    Meine alten Kopf - und Fußdichtungen waren dick mit Silikon eingesetzt. Davon bin ich so gar kein Freund, zum einen wegen der Temperatur am Kopf, zum anderen hat man zu wenig Zeit, um alles ordentlich zu montieren, bindet ja schon nach 10 Minuten ab.

    Mein Plan wäre dünn Hylomar am Zylinderfuß zu verwenden, für die Wasserpassagen am Kopf habe ich Curil T2 bestellt, auch wenn ich Dichtmittel am Zylinderkopf nicht gern anwende. Dann lese ich noch von Stehbolzen, an denen das Wasser nach oben gedrückt wird, betrifft das wirklich alle Stehbolzen? Hier würde ich dann doch mit Silikon unten um die Stehbolzen herum abdichten.

    Hat jemand noch einen Tipp, was ich beachten sollte?

    Klar wäre es besser, Zylinder und Kopf neu zu planen, ich hoffe, es wird auch so dicht.


    Grüße Andreas

  • Seitdem ich hier im Forum lese, frage ich mich auch so manches Mal wie ich die 250tsd km mit den Büffeln überstanden habe. Früher hat man nicht drüber nachgedacht, einfach zusammengebaut und es hat für tausende km gehalten, heute meint man, manche wollen damit ne Weltreise machen, dabei werden die Maschinen doch kaum noch gefahren.

    Zum Problem, Dichtmasse tut nicht Not und wenn dünn Hylomar. Das Wasser an den Stehbolzen ist kein Kühlwasser, sondern Regen oder Waschwasser, was am Kopf eindringt und hauptsächlich die äußeren Stehbolzen, die mit dem Bund aufrosten lässt und eine spätere Demontage massiv erschwert. Die Stehbolzen (alle) schmiere ich mit Graphitpaste o.ä. ein, sollte auf jedenfall auch bei Wärme dort bleiben und schützen.


    Gruß Micha

    Gruß Micha - der Anfänger, der auch schon etwas länger dabei ist.