T250 Pleuellager defekt

  • Hallo zusammen, ich bräuchte Rat und Schwarmwissen bei der Suche nach der Ursache für einen Pleuellagerschaden.

    • KWelle wurde letzten Winter überholt, 1690km gelaufen bis zum Defekt, Dichtringe dicht, mehrfach geprüft, kein Getriebeölverlust
    • 2-Takt Ölverbrauch liegt bei ca. 1:60, Ölpumpe mager eingestellt, Castrol Power dingsbums, halbsynthetisch
    • letztes WE 250km Tour, 7-12° Außentemperatur, Maschine lief sehr gut (elektronische Zündung, Vergaser gut synchronisiert)
    • 5. Gang, leicht bergauf, Landstraße, 100 km/h, gefühlt leichter Leistungsverlust, dann quitschende/kreischende Geräusche
    • Kupplung gezogen, Motor sofort aus, Maschine ausrollen lassen
    • Motor klemmt, nach Abkühlen Motor wieder frei (hier dachte ich zunächst an einen Kolbenklemmer)
    • Motor springt wieder an, sofort wieder quitschende Geräusche, Motor aus
    • Kerzen raus, beide unauffällig, eher zu dunkel, auch sonst keine Anzeichen, dass die Maschine zu heiß lief, Auspüffe nicht angelaufen etc.
    • Auspuffenden beide feucht, kein Unterschied
    • Auslass links trockener als rechts (Finger in den Auslass gesteckt)
    • Im Auspuff links stecknadelkopfgroßer, metallischer Debris, rechts kommt nix raus
    • Zylinder links runtergenommen, Kolben gleitet einwandfrei, keine Klemm- oder Fressspuren, Ringe OK, Kolbenbolzen OK, auf Kolbenoberseite an der Quetschkante kleinerer Ausbruch, im Brennraum auch
    • Pleuellager fest bzw. sehr schwergängig, nur mit Druck zu bewegen, KW-Hauptlager scheinen frei zu drehen
    • Ölleitungen alle mit Öl gefüllt, keine Luftblasen oder Undichtigkeiten, wenn man von oben am Zylinderfuss in die Leitung blickt, steht dort das Öl
    • Öl-Steigleitung links in den Ansaugkanal ist frei, nix verstopft

    Der Schaden ist etwas mysteriös. So richtig schlau werde ich nicht aus der Angelegenheit. Vielleicht einfach nur Pech mit einem Montagslager gehabt. Andererseits möchte ich selbstredend die Ursache finden und in Zukunft vermeiden. Als nächstes würde ich vmtl. die Funktion der Ölpumpe überprüfen, obwohl ich auch das vor der Renovierung gemacht hatte. Hat jemand eine gute Idee? Grüße, Chris

  • Einach nur Pech kann natürlich auch mal sein. An Ölmangel glaube ich nicht, denk da wäre erst der Kolben fest gegangen. Lagerspiel falsch Seitenspiel falsch oder Zylinder schief gebohrt. Ich hatte mal einen neuen Motor wo der Zylinder schief gebohrt war. Unten war das Pleuel mittig und im OT seitlich versetzt. Die Kurbelwelle hat das ca 1500 km mit gemacht wenn ich mich recht erinnere.

  • Moin,
    das hatte ich auch mal mit einer GT750; nach 25000 km war mir auf einer Passstraße in den Alpen das linke untere Pleuellager zerbröselt; das war das einzige mal überhaupt dass mir ein Pleuellager kaputt gegangen ist, nach mehreren 100.000 km mit GT´s. Ursache unbekannt.; kann mal passieren.
    Gruss MArtin

  • Was Hogger sagt kenn ich auch von einer Velocette LE. Hat mir auch zwei Lager zerbröselt bis wir festgestellt haben, dass, wohl aufgrund eines Unfalls, ein Zylinder leicht schräg stand. Nach dem dieser, samt GeMotorgehäuse angepasst war ging es wieder, keine Probleme mehr.

    Büffel ist einzig, aber nicht artig

  • Einach nur Pech kann natürlich auch mal sein. An Ölmangel glaube ich nicht, denk da wäre erst der Kolben fest gegangen. Lagerspiel falsch Seitenspiel falsch oder Zylinder schief gebohrt. Ich hatte mal einen neuen Motor wo der Zylinder schief gebohrt war. Unten war das Pleuel mittig und im OT seitlich versetzt. Die Kurbelwelle hat das ca 1500 km mit gemacht wenn ich mich recht erinnere.

    Das ist ein guter Hinweis.


    Ja, bei Ölmangel durch die Steigleitung in den Einlass sollte vor dem Wälzlager der Kolben aufgeben. Der sieht aber gut aus. Die Zylinder haben erstes Übermaß. Das Hubzapfenlager links hat tatsächlich schon einmal Probleme nach dem Aufbohren gemacht - vor 20 Jahren. Wußte davon nichts, aber bei der Revision der Kurbelwelle war zu sehen, dass der Zapfen Spuren hat und wohl demnächst aufgegeben hätte.


    Ich schau mal, ob ich die Bohrung vermessen lassen kann.


    Chris

  • Tja, so richtig vorwärts gekommen bin ich nicht. Ein Kollege hat die Zylinder mit einer Koordinatenmessmaschine vermessen. Der linke Zylinder, bei dem der Pleuellagerschaden aufgetreten ist, steht marginal leicht schräger als der rechte. Aber beide stehen schon ziemlich rechtwinklig (oben am Zylinderdeckel ca. 6 Hunderstel seitlicher Versatz). Würde ich als Ursache ausschließen. Hat jemand Infos, welche Toleranzen anzunehmen sind? Ich hab jetzt nur Messdaten von links (kaputt) zu rechts (alles gut) ohne großen Unterschied.


    Ich dokumentiere das mal hier weiter. Was auch immer bei der Sache rauskommt, ist vll. für die Nachwelt interessant.


    Grüße, Chris


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  • Moin Chris,


    hat er die Planparallelität von Zylinderfuß- zu Kopfdichtfläche berücksichtigt? Der Fuß sollte ja grundsätzlich die Basis für die Messung sein. Ansonsten sollten 6/100 bei Berücksichtigung aller Fertigungs- und Lagertoleranzen m.E. noch sehr gut im Rahmen liegen.
    Ein Fehler in der Achse kann ja eigentlich nur auftreten, wenn beim Bohren des Zylinders die Auflagefläche nicht sauber oder die Maschine nicht justiert ist.


    Gruß
    Dirk

    Gruß

    Dirk



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  • Vielleicht einfach nur Pech. Ich hatte als Junge 2 Suzuki TM 125E neu aus der Kiste bekommen, die eine ist nach vielleicht einem Jahr an Pleuellagerschaden verendet ,die zweite lief unglaublich lange, glaub so 15 Jahre später verkauft ohne das da mal irgend was dran rar. Damals wurden die Crosser nicht alle paar Stunden zerlegt, die hatten auch recht wenig Leistung für heutige Verhältnisse. Die hatte übrigens eine sehr ähnliche Schmierung wie die Gt und natürlich noch eine Ölpumpe.


    Frage, hat das Pleuel an der T250 eine Schmierbohrung bzw Schlitz. Ohne kann die Schmierung auf langen Geraden schon mal schlecht sein, da hilft nur mehr Öl fahren.

  • Hallo zusammen,


    @Dirk, ja, wir haben die Zylinderfussdichtfläche als Referenz genommen, einen Zylinder in der Bohrung eingemessen und dann über die Achse die Schrägstellung ermittelt. Seitlich waren das dann zwischen oben und unten 6-7/100, beide Zylinder. Das ist völlig i.O.


    @Hogger, ja, die Pleuel haben Schlitze für die Schmierung der Hubzapfenlager.


    Hab am WE den Motor aufgemacht und nichts Auffälliges entdeckt. Schrauben waren alle korrekt angezogen. So gut es mit Hausmitteln ging habe ich die vier Kurbelwangen noch auf Schlag vermessen und nichts Arges festgestellt, ca. 5-15/100. Der C-Ring rechts war da wo er hingehört. Seitlich ist da nix gewandert, alle Dichtringe in Position.


    Soweit man das von außen sehen kann hat sich der Lagerkäfig zerlegt. Im Sumpf findet man Bruchstücke davon, aber auch Abrieb. Hier tippe ich auf die Härtungsschicht des Hubzapfens; vielleicht hat die einfach versagt. Anlaufspuren sehe ich keine. Denke nicht, dass das Lager heiß gelaufen ist. Alles gut mit Öl benetzt. So wie es aussieht, tippe ich tatsächlich auf "Montagslager".


    Werde die Welle zu BB schicken. Vielleicht weiß der Meister Rat.


    Grüße, Chris.


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  • Schreib mal ob ihr da noch was gefunden habt.
    Ich hatte mal mehrere Nadellager oben bei alten Minarelli P6 Motoren bei denen sich der Korb in winzige Teile zerlegt hat. Das ist aber schon beinahe 40 Jahre her und glaub ich habe damals den Grund dafür auch nicht gefunden. Beim öffnen der Motoren waren nur noch die Nadeln vorhanden, der Korb war komplett verschwunden.

  • Das ist aber mal ein elegant verformtes Pleuel, alle Achtung!


    Gruß
    Dirk

    Gruß

    Dirk



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  • Hab am WE den Motor aufgemacht und nichts Auffälliges entdeckt. Schrauben waren alle korrekt angezogen. So gut es mit Hausmitteln ging habe ich die vier Kurbelwangen noch auf Schlag vermessen und nichts Arges festgestellt, ca. 5-15/100. Der C-Ring rechts war da wo er hingehört. Seitlich ist da nix gewandert, alle Dichtringe in Position.

    Moin Chris,


    was gibt denn Suzuki vor? Für die 250er habe ich da keine Unterlagen. Mir persönlich wäre das deutlich zu viel, ich würde als Obergrenze evt. noch 3/100 tolerieren.
    Wenn du eine Drehbank hast und die Zentrierungen in deiner Welle noch o.k. sind, kannst du dir im Futter mal eine verlorene Spitze drehen und die Welle zwischen die Spitzen nehmen. Das gibt schon mal einen ersten Eindruck. Ansonsten die äußeren Lager in Prismen legen und mal die Messuhr hie und da dran halten.
    Aber wie gesägt, 15/100 fände ich schon reichlich weit aus dem tolerablen Bereich. Wobei Lager und benachbarte Kurbelwangen grundsätzlich schon sauber konzentrisch laufen sollten.


    Gruß
    Dirk

    Gruß

    Dirk



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